Beiß mich
wenn es hilft
oder
unsterblich
will ich doch gar nicht sein
oder
ich hatte das Alphabet nicht revolutionieren können.
15.11.24 Lesung Vollmond: „Ohne Ende Nebelränder“, Theater Konstanz mit Anne Rohde, Julius Engelbach, Sarah Siri Lee König, Tobias Amoriello

Skirmish 1

Beiß mich
wenn es hilft
„Ich sei ein kranker Geist/ Dein liebster Fluch/ Nein, es geht mir gut/ Ich glaub‘ ich schaff‘ das nie, hab das nie versucht/ Mache alles schlecht und mach‘ es wieder gut/ Dir das Leben schwer/ Selbstgerecht, so vieles ist nicht der Rede wert/ Wir geh’n nur selten vor die Tür/ Draußen ist es kalt, Heizung auf fünf/ Bring kein Wort heraus, auch wenn es brennt/ Hab‘ Angst ich tu‘ dir weh, lass uns drüber reden/ Aber nicht zu viel, bleib mir vom Leib/ Nimm mich hier und jetzt, zwing mich in die Knie/ Ertragen kann ich viel, nur nicht zu viel Harmonie/ So viel passiert, so wenig Schlaf/ Was immer ich dir sag‘, bedeutet nichts/ Nimm mich mit ins Grab/ Schweig den ganzen Tag aber red‘ im Schlaf/ Bis der Morgen kommt/ Vögel singen bitterzart/ Wir werden nie gesund/ Ein Leben lang“
– Lord Folter, Auch wenn du da bist.
Ruhe in Frieden.
I snap my fingers. Compulsively. It helps me
think. I nod
my head.
Compulsively. It helps me
think.
Ich denke in einem Rhythmus.
It helps me
breathe.
I never miss a beat.
Und ich will fragen, wie viel bpm haben deine Gedanken.
Aber ich habe keine Zeit. Ich bin weder zu früh noch zu spät geboren. Ich bin genau richtig geboren, um nicht dazu zu gehören. Zur Zeit.
I never miss a beat. Not now. Not ever.
Niemals. Ich versuche den Kontakt in Augen zu halten. Ich bin nicht richtig da schon wieder. Ich erzähle von dir und mir.
Ich verschwende einen ganzen halben Tag mit schlafen, Musik hören, träumen und als ich nachsehe, was ich eigentlich noch alles erledigen muss, fällt mir erst auf wie lange ich manches schon aufgeschoben habe und statt es einfach zu tun, rede ich mir ein, dass ein Tag jetzt auch keinen Unterschied mehr macht. Die Glühbirne, die seit Monaten auf dem Tisch liegt, schaut mich herausfordernd an, ich hasse sie und werde weiterhin erst dann daran denken, sie einzuwechseln, wenn ich wirklich gar kein Licht mehr habe.
Wenn ich meine Augen schließe, sehe ich Schrauben, über denen eine Farbschicht liegt, die versuchen etwas in und an der Wand zu halten, was es so vielleicht gar nicht gibt.
Warum muss ich dort sein wollen, wo ich nicht leben kann.
Die letzte Zeit finde ich mich selbst unglaublich unehrlich, aber anderen scheint es nicht aufzufallen oder sie fragen nicht nach und statt zu reden schreibe ich Briefe an Freunde und Menschen die ich mir ausgedacht habe, unter anderem an mich selbst, nur wird sie niemals jemand lesen, außer mir selbst. Zeit zieht an mir vorbei und hinterlässt Spuren für den nächsten Tag und Glanz schwindet aus Augen, bis sie eines Tages nur noch grau sind. Ich schlafe nur, wenn niemand mehr mit mir redet und ich weinen kann. Ich höre Poison Oak von Bright Eyes auf Kopfhörern im Dunkeln und höre Conor Oberst zu, dem ich nie in die Augen sehen können werde. Die Welt um mich herum verschwindet, für einen kurzen Augenblick, bis ich bemerke, dass ich nicht richtig orientiert bin, falsch liege in der Welt auf meiner Matratze. Es ist 5 Uhr morgens und ich ziehe mein Bett von der Wand weg, so leise wie möglich, drehe es um 90 Grad. Ich suche und finde zufällig eine Position, die keine weiteren Schmerzen bereitet. Die Welt verschwindet nicht, doch an ihrer statt bin ich verschwunden. Ich bin
eine single cell und du?
Ich hatte nicht erwartet, dass so leben für mich möglich ist
Hab ich auf dich oder mich gewartet
Das Ende einer Paralyse, lässt mich durchatmen und jetzt sitze ich drunk as hell auf meinen office chair und wenn ich die Tasten drücken dreht sich alles um zu hören, dass ich alleine bin macht mich glücklicher als ich mir eingestehen will
doch komm und beiß mich wenn es hilft
Hey ich war lange nicht da oder weg ich weiß es nicht mehr, wenn ich nichts gutes zu melden habe halte ich mich bedeckt, stehle worte die irgendwo mal fallen gelassen geworden sind, ich finde sie sonst später vielleicht nicht mehr, was die Welt in mich gedrängt hat heute mag ich nicht mehr erzählen wer weiß was passiert wenn ich mich nur wieder anvertraue wird auch nichts besser als es gestern noch gewesen war. nur kurz Mal nicht hier eben, könnte selbst wenn ich wollte nicht erklären wo ich gewesen bin die letzten Tage Wochen Monate hab ich gesagt es tut mir leid für mich selbst, das kann ich nicht leiden, konnte ich noch nie besser damit umgehen oder kam das neu dazu dass keine Sprache mehr übrig bleibt wenn ich nur den Mund öffnen will um mit lauterem einatmen als gewöhnlich etwas auf mich aufmerksam zu machen. das war nie meine Absicht aber könnte ich mir aussuchen, so nicht zu sein, würde ich das nur mit Angst tun, denn was bleibt dann noch von mir hängen, ich habe sonst nichts, es bleibt nur vage die Erinnerung an gerade vergangenes im Raum zwischen Bordstein und Kante kleben wie mein Rauch im Nebel vermengt sich was ich gestern nicht gesagt habe mit was auch immer ich doch über meine Lippen bekommen konnte, kann ich das nicht ein klein wenig besser, steuern wir wirklich so gnadenlos auf ein ende zu, welches ich mir eben nicht aussuchen werden oder haben wir gerade doch noch genügend Gründe gefunden, zwischen einem Bild im Kopf, dass ich nur schwer erkenne, kann ich das überhaupt noch? und der Kante an der ich mich festhalte will ich mich da hoch und dort durch ziehen und durchziehen immer wieder durchstehen oder mich fallen lassen ohne zu wissen ob da Hände warten ist nicht zu viel geschehen mit uns als dass wir jetzt noch aufgeben können was ich so fest an meinen Körper halte andere so klar sehen wie ich es spüren kann ich jemals wieder vorlesen wenn es doch keiner versteht man finden nicht als suche kann man es genauso gut nicht tun wir uns einen Gefallen schwer vorstellbar nicht unmöglich nicht völlig undenkbar nur auch nicht sagbar, eher weniger sprechen als ich, vielleicht möchte ich einsam sein denn das heißt nichts wenn es ein klein bisschen mit dir ist. Ich weiß mein Zustand ist schrecklich, es geht mir genauso schlecht wie meinen Eltern. reicht es, wenn es mir schlecht geht und ich trotz alledem eine gute Zeit habe und einen kleinen Eintrag hinterlasse irgendwo da wo es keiner jetzt verstehen muss?
Hey ich komme heute wohl später ich hab den Zug verpasst weil ich erst noch auf mein Leben klar kommen musste (Panikattacke auf dem Badezimmerboden) und die nächste Verbindung nach Wien geht erst in 2 Stunden aber ich hab ja genug Zeit eingeplant also wenn mich die Bahn nicht mehr als üblicherweise im Stich lässt können wir uns noch sehen bevor ich ins b72 gehe ich muss morgen halt auch wirklich früh wieder zurück es war mir zu unangenehm zu fragen ob ich noch einen Tag länger frei haben kann, den 13. Nehme ich mir ja auch schon wieder, selten schaue ich in den Himmel und frage mich nicht warum. Ich versuche mich zu konzentrieren auf die Zwischenräume.
In den Wolken sehe ich schließlich eh nichts ich schäme mich für das Wetter heute jetzt wenn wir was machen wollen muss es natürlich kalt sein und nach Regen aussehen wenn du willst können wir auch einfach uns in ein Café setzen also auf ein Getränk was kein Kaffee ist oder Zuhause chillen nur nicht bei mir da sieht es aus wie ich mich fühle und ich will nicht dass du das weißt.
Heute bin ich schon wieder hier. Gestern saß ich noch im Zug am Boden stundenlang oder habe einfach aus dem Fenster gestarrt und die Welt hat sich, zu langsam dank Verspätung, an mir vorbei bewegt und alles was nicht der Zug war, war ganz weich, meine Gefühle waren weich oder dumpf oder weit weit weg und alles war gut ich weiß nicht wann ich meinen Körper verloren habe, als ich klein war und (gender trouble) immer unzufriedener wurde oder war das noch bevor ich überhaupt angefangen habe zu denken vielleicht hatte ich schon keinen Körper bevor ich einen bekam und deswegen gibt es keinen richtigen oder einfach gestern im Zug hab ich an alles gedacht, Handy, Jacke, Rucksack, nur meinen Körper habe ich dort sitzen lassen und es gar nicht bemerkt.
Ich bleibe mit dem Blick am Boden und denke gar nicht darüber nach, warum. Keine Ahnung warum ich nur an Lyrics denken kann ich werde mein Ticket für morgen wohl jemand anderem geben und ich war ja gestern genug unterwegs aber viel wichtiger, du hast auch kein Ticket und vielleicht können wir ja unser eigenes Halloween feiern und statt wie immer kostümiert sein könnte ich es ausnahmsweise nicht sein und du wenn du möchtest und dich versteckst wie ich du auch nicht. Ganz schön peinlich, ganz schön viel Hoffnung für jemanden ohne Zukunftsperspektive denke ich, weil ich mir dieses bescheuerte Grinsen nicht aus dem Gesicht wischen kann, naja .
Aber ich bin wieder nur ich. Leute, die ich früher jeden tag gesehen habe, seh ich heute nie wieder, ein netz, das eines Tages zwar bewusst geknüpft wurde, aber andrer tage wie zufällig zerstört, wirft sich in Nächten, die mich nicht schlafen lassen, über meinen Körper und macht mich auch wach bewegungslos. was ist passiert, dass man sich nicht mehr meldet sondern lieber sagt: jeder hat sein ding gemacht und niemand wollte jemanden bewusst schaden und ich bekomme Angst, was wenn Liebe wieder nichts anderes ist als ganz viel Angst.
Ich bin ein Loch in das du gerne fallen kannst, ohne jemals aufzuschlagen.
Ein Schritt über den Abgrund in die Leere
stelle keine Fragen
Ich bin mit der Gesamtsituation schon lange überfordert und ich leide
mache Fehler vergesse alles so auch mich
hab mich nicht verirrt kein Labyrinth Wüstes Land
alles was es hier gibt, trockene Erde
ausgebrannt
wie ich es sein werde. Leg meinen Kopf auf deine Steine und mein Ohr auf verlassene Gleise
So müde alles ist ein Kissen,
hör ich, spüre ich da ein Beben
Irgendwo ist da noch
Sieh in diese Augen, kaum zu glauben. Da ist jemand zu Hause, doch nicht einmal ein Licht, das immer aus ist, einfach gar nichts mehr. Nicht wenn du mich ansiehst. Habe Angst, dass du mich ansiehst und genau das siehst.
Es ist schon wieder Februar, es ist schon wieder November, Tage werden länger, kürzer, Tage werden kälter. Immer der gleiche Wochentag. Was ein Albtraum manchmal. Die Stadt ändert sich, ich bin kein Teil davon. Ich kann trotzdem nie entkommen. Laufe weiter, was auch sonst, wirklich aufgeben habe ich noch nie gekonnt.
Ich habe mich nicht verlaufen.
Ich habe ankommen bisher nur noch nie genug gewollt oder mich nicht wirklich getraut. Weiche meinen eigenen Spuren aus, doch kreuze sie immer.
Ziele nicht und treffe dich dann wieder zwischen Tür und Angel. Fall dir in die Arme, was ein Traum, manchmal.
Ich schaue an die Decke, suche Sterne, weil ich wieder so naiv bin zu denken, ich könnte mich selbst erkennen, wenn ich mich nur nicht ansehe und du könntest sehen, was ich denke, wenn du mich nur ansiehst. Worte ohne Ton, geschenkt, vergessen.
Du trägst dein Haar heute anders, ich habe noch nie länger darüber nachgedacht, wie ich mein Haar trage.
Was wenn Liebe wieder nichts ist außer ganz viel Angst. Ich lebe noch, was eigentlich nicht überraschend sein sollte, schließlich habe ich erstmal nicht vor damit aufzuhören. Ich sage dir, wieder zwischen Tür und Angel, in meiner Sprache, dass ich dich liebe und meine Sprache ist, alles gut, kein Stress, für dich voll gerne, no worries wirklich, ich finde dich toll. Kein Raum gehört mir und doch versuche ich mich so zu bewegen, als würde mir die Welt gehören, wenn ich merke, ich gehöre hier nicht hin. Weil kein Ort mein Ort ist, ich nirgendwo Zuhause bin, lege ich, was von mir am Ende des Tages noch übrig geblieben ist, in kein Bett, sondern in Zeilen die errichten was ich nicht aufzubauen vermag. Wenn Blicke mir in aller Deutlichkeit signalisieren, dass es mich so nicht geben kann, kann ich zwar Blicke erwidern mit meiner Verachtung, gegen die, die sie mir entgegen bringen, aber trotzdem habe ich keine Waffe, über meinen Körper hinaus und wollte sie auch nicht benutzen, wenn ich sie denn hätte. Ich schaue mich um und ich habe das Gefühl etwas verstanden zu haben, was hier niemand anderes versteht und schaue mich um und verstehe nur, dass jeder hier etwas begreift, was ich nicht begriffen habe. Kein Halt, noch kein Fall, halt mich nicht auf, wenn ich dann mal fall, lass mich fallen und hilf lieber mir aufzustehen. Will in diesem Leben niemand mit nach unten ziehen. Ich kann keine Sterne sehen, blind an Lichtern, die die Nacht erhellen, stolpere in mein Bett und schnell hört alles auf zu sein. Keine Nacht für niemanden wie mich, lässt mich nicht schlafen, schlafe wie ein Baby, was in etwa heißt/ Dass ich alle drei Stunden wach werd‘ und weine.
Ich wünscht ich wäre weniger und könnte mir die Schmerzen nehmen, doch ziehe Kraft aus der Gewissheit, dass sich viele auch genauso fühlen. Gib mir was dich wach hält, was dich kaputt macht auch und nenne es dann den Lauf der Dinge wenn es mich doch mal umhaut. Den Widerspruch verstehe ich nicht, denn gleichzeitig habe ich einen Wall um mich herum aufgezogen, hab mich unnahbar gemacht, tausend Mechanismen der Defensive habe ich sorgsam gelernt und wachsen lassen bis ich wusste ich kann gläsern sein ohne an jemand zu zersplittern, nüchtern erzählen von mir ohne zu fühlen und Kunst aus Schmerzen machen ohne dass mir jemals jemand näher kommen kann, der es nicht eh schon ist.
Ich träume vom Aufstieg vom Fall, wenn ich wach bin, mein Brustkorb macht Abstieg und Höhen mit, fragt sich dann auf Dauer wie lang noch, wie lange ich durchkommen kann mit dem fake it till you make it, ob ich es auch gemacht haben werde irgendwann oder meine Worte und Taten, Gedruckte und Gesprochene Buchstaben Lügen bleiben. Nur weil ich Angst habe alleine zu sein, kann ich nicht nicht alleine sein.
es zieht durch die Fenster in meinem Zimmer jetzt stört es nicht mehr wenn es warm ist habe ich schon Angst vorm nächsten Winter
Ich rauche noch.
Ich höre noch.
Liebe liegt vernichtend, lügt mich an, lässt mich Blut schmecken, im Winkel meines Mundes ein Riss, der nichts mit mir zu tun hat, eine Ecke vom Zahn, die fehlt und es hat leider mit mir zu tun. Beiß mich, wenn es hilft, tu mir weh.
Echte Poesie handelt von Pflanzen, Vögeln, Bäumen, Milch und Honig, Frühlingsluft einatmen, ich schreib nur von Zwischenräumen, Scherben, Narben, schlechte Träume, verschwende meine Trauer nicht, monetarisiere noch was von mir übrig bleibt, komm beiß mich, wenn es hilft, reiß meine Haut mit deinen Nägeln auf, zerstör mich, wenn das reicht. aus deinem Mund fällt etwas mehr als Worte, ich kann zusehen, wie es über deine Lippen läuft und auf meine Fingerkuppen, ein Geschmack wie Blei bleibt zwischen meinen Zähnen hängen, ich sammle die Gefühle und den Schmerz der Mittelmäßigkeit und der Verletzungen wie kleine Schätze, die man auf dem Sterbebett noch einmal ansehen wollen wird.
Wie soll man verstehen, was man nicht kennt, gehört, gesehen, gelesen hat, mein Kanon ist ein ganz anderer, falscher, er klingt und fühlt sich anders an, auf der Haut, in den Knochen an. Ich sauge alles auf, trinke Schmerzen, darf ich dir mein Blut anbieten, deines trinken, denn kleine Gefallen machen es nicht in Ordnung, die Welt nicht wieder heil oder zumindest etwas besser. Weil die Waage so im Ungleichgewicht steht, dass zumindest etwas kaum noch ins Gewicht fällt.
Ich will kapitalistisch gesehen erfolglose Kunst mögen, weil ich sie mag und weil ich dann das Gefühl habe, ich würde dem Allen irgendwas entgegenstellen und natürlich ist es völlig egal. Ich wünsche mir Macken an meinem Fenster von deinen Steinen. Ich war vorher nicht mal einsam aber jetzt bin ich alleine
Du hattest gesagt du siehst mich
Meine Beine baumeln und ich spüre nach wo sich die Angst in meinem Körper befindet, halte inne und gehe auf die Suche wo zwischen besser und damals sich das Jetzt versteckt hat
Damit habe ich gemeint ich sehe dich
Ich glaube nicht, dass das möglich ist. Ich imitiere mich nur, was bleibt da noch zu sehen
Das habe ich gemeint
Ich hab vergessen wo genau sich die Angst befindet aber nicht wie es sich anfühlt
die Mauerbauertraurigkeit gewinnt
I’m feeling bruises where I haven’t been hit
ich zieh zwischen uns aus Versehen die schönste Grenze
Komm und beiß mich, wenn es hilft.
Skirmish 2

unsterblich
will ich doch gar nicht sein
„Der Tod im Kapitalismus ist eine Realität, die mir keine Therapie, keine Sozialberatung, kein Medikament jemals verschleiern wird. Ich finde es nett und schätze es, dass Menschen sich beruflich um mich kümmern, auch wenn ich für diese Hilfestellungen erst durch bürokratische Höllen gehen musste. Diese noblen Menschen, mit denen ich mich auch gut verstehe, operieren doch in einem System, das ihre Arbeit zu einem Pflaster auf eine klaffende Stichwunde macht. In meiner Zukunft sehe ich nur einen Überlebenskampf darum, mich nicht noch einmal stechen zu lassen, dem Kapitalismus das Messer zu entreißen und ihm in die eigene Gurgel zu rammen. Ich möchte glauben, dass alles gut wird, mir diese Aufgabe gelingt, ich als alter Mann umsorgt von meiner Community den ganzen Tag in Frieden und Sicherheit Schach spielen kann, und vielleicht wird es so kommen, vielleicht aber auch nicht. Es ist richtig und wichtig von der Unsterblichkeit zu träumen, doch unser revolutionäres Handeln muss immer von der Realität bestimmt sein, und die endet unweigerlich mit unserem Tod.“
Es ist ein schmaler Grat zwischen Soziopathie und self-care, erwische mich dabei wie die self-care-arbeit mein ganzes halbes Leben einnimmt und die Arbeit sich die andere Hälfte nimmt und es am Ende nie genug ist, meine Wohnung verkommt wie mein Inneres, dass wahrscheinlich nur ein weiteres Äußeres ist und ich bin weder Winter noch Markus und mag und kann, was noch darin liegt, nicht berühren. Zu groß die Angst, aus einem Fluss aus Tränen, der Trauer und auch Freude, niemals wieder aufzutauchen. Es liegt ein Schreiben von einem Anwalt vor, es liegt viel mehr als nur ein Schreiben vor und ich weiß weder wie ich dir helfen soll, noch wo es hingeht mit dir, mit uns. Ich empfinde dich nicht als Belastung, ich bin nur zu mitgenommen, um noch stärker zu sein. Ich bilde mir ein, ich könnte Schmerz, Trauer und Überforderung wie ein Gift aus meinem Körper bluten und weiß genau, so einfach ist es nicht. Letztlich tue ich es nicht aus Scham, nicht weil ich stark bin, sondern so aussehen will.
Die immer gleiche Stelle an meinem Kopf schmerzt und pocht, ich bin verspannt, warum auch nicht, es gibt buchstäblich keinen Grund, warum ich keine Schmerzen haben sollte.
Da ist Lärm vor meinem Fenster. Ich kann ihn sehen, wie er versucht, durch undichte Stellen, die es definitiv gibt, zu drängen. Wenn ich nach draußen vor die Türe gehe, schneide ich durch Lärm und schlage eine Schneise der Stille in belebte Gassen. An meiner Kleidung bleiben Reste von Geräuschen hängen, in meinen Haaren, an meinen Fingern, die sich, wenn ich die Wohnung betrete am Fenster sammeln und ich kann sehen wie sie versuchen, durch die undichten Stellen, die es definitiv gibt, den ganzen Lärm draußen vor meinem Fenster zu sich hereinzuziehen. Ich wasche meine Hände, mein Gesicht sieht anders aus als ich es erwartet hätte, ich wasche Rückstände aus feinen Falten, die mich nicht mehr überraschen und bemerke Schnitte an Fingern, in denen Bruchstücke von Knistern und dem Rasseln meiner eigenen Lunge eindringen, in meine Adern. Eine Handvoll Worte liegt quer in meinem Hals und was ich doch sage, bricht im Vorbeigehen etwas, einen Teil davon ab und fällt damit nach draußen.
Ich habe mich gestern Abend mit zu wenig Schlaf bestraft. Ich habe mir Zeit genommen, die ich an anderer Stelle schon verkauft hatte.
Der Schlaf wird schnell zur schlechten Angewohnheit im Kapitalismus, ich versuche mehr Stunden in weniger Zeit unterzubringen, mehr zu schlafen und scheitere, wie man eben an einem unmöglichen, sinnlosen Unterfangen scheitert. Mit großer Schande, die sich an Haupt und Hals schmiegt. Ein Damoklesschwert des Selbsthasses, dass ich schon kalt an der Halsschlagader fühle. Vielleicht hat es ja heute den Anstand, mich zu töten, ohne mein zu tun. Ich bin Kanten und Ecken, ich reiße die Welt um mich rum auf wie Papier und sie dafür meine Haut, die ich mit roten Lettern beschriften will und doch nicht darf aus eigenem Verbot. Ich habe mich heute bestraft, in dem ich nichts gegessen habe. Ungläubig gehe ich in die Küche zur Selbstkasteiung. Ein katholischer Anstrich, der nur langsam abblättert vom Herzen, dass sich von Scham und Schuld befreien wollte und musste, niemals seine Farben verstecken wollte, übermalt wurde, einfach so. Meine Strafe vollziehe ich länger nicht mehr freiwillig und kann mich doch diesem alten Urteil nicht immer entziehen, ist es doch älter als ich mich erinnern kann.
Ich fordere, dass der Fall noch einmal aufgerollt wird.
Mein Atem, die Nacht, ist länger als mir gut tut, schreibe um mir sagen zu können ein paar Sätze geschrieben zu haben, produktiv gewesen zu sein, immerhin wenn schon nicht besser zu mir, dann halt so gut wie sonst auch und ich mache mir darüber sonst keine Gedanken, ist das noch unverständlich oder schon schwer zu verstehen, zumindest gäbe es noch Luft nach unten.
Ich breche in das Haus meines Vaters ein. Was nicht wirklich einbrechen ist, wenn ich noch hier bin, aber es fühlt sich so an, ich weiß genau, was mein Ziel ist. Du am Strand. Mama mit allen vier Hunden, die ich gerade noch so kenne. Sie, als sie so alt ist, wie ich es jetzt bin. Du mit mir, als ich noch gerade so alt bin, dass ich mich nicht erinnern kann, an dich, als du so alt bist und meine Schwester auf die Welt kommt. Ich packe Fotos in Kartons. Kartons in ein Auto. Ich halte einen Karton mit meiner Vergangenheit in den Händen. An die ich mich nicht erinnern kann und stelle sie für später ab in meinen Keller.
Es ist 3 Jahre her, ich sitze beim Zahnarzt, ich bin arbeitslos und darf mich entscheiden, wie gut der Ersatz sein soll, wie teuer. Keine volle Kassenleistung. Ich gebe meinen Krankenkassenkarte ab, im Wissen, dass sie nicht gültig ist und es geht gut, bis ich mitten in der Behandlung mit der Versicherung telefonieren muss. Ich versuche, dass mein Leben nicht zu teuer wird. Und inzwischen bereue ich es, weil eigentlich fände ich mich cooler, wenn da einfach ein Stück Zahn fehlen würde. Was ein Witz.
Ich pumpe Freunde an und schäme mich, ich lass mir Drinks ausgeben und schäme mich, weil es doch eigentlich irgendwie gehen sollte, ich schlafe bis abends und gehe im Dunkeln spazieren, bis ich nicht mehr weiß, wo ich bin. Kippe nach Kippe, bis ich mich übergeben will und es nicht tun werde, rauche, bis das Hungergefühl so tief unter allem anderen verborgen liegt, dass ich es nicht mehr finden würde, wenn ich es wollen würde. Ich wurde als Raucher geboren, ich bin ein Nikotinjunkie seit ich klein bin, ich versuche den Restrauch meines Vaters einzuatmen, sitze im Lastwagen neben ihm, lasse mir Kaugummi Zigaretten kaufen, bin der Einzige, der eine ganze Kippe raucht auf Mutprobe und ich übergebe mich in den nächsten Busch, schwöre mir, das passiert mir nie wieder, werde eine Zeit lang militanter Nichtraucher bis mich der Drang einholt und ich rauche, durchatme, die Welt fühlt sich in Ordnung an, normal zumindest. Fuck.
Wenn ich allein bin, halte ich die Flamme so nah wie möglich an meine Fingerkuppen. Fuck. Bastard. Ich denke an die Wunden auf den Armen meines Vaters, die Stellen, an denen er Kippen ausdrückt, ich will mich übergeben, ich lasse es nicht zu.
Ich habe mich heute bestraft, indem ich keinen neuen Tabak gekauft habe und jetzt nicht rauchen kann. Morgen wieder 6,10€.
Morgen lass ich mich einweisen. Morgen bringe ich mich um. Morgen verlasse ich die Stadt und verschwinde für immer. Ich sage mir das, weil es hilft, es nicht zu tun, egal wie schlimm es klingt. Ich habe wieder 5 Kilo abgenommen, ich bin froh, dass ich selbst keine Waage mehr habe. So sind die Abstände, in denen ich an mein in mich zerfallen erinnert werde, zumindest größer. Ich hungere mich aus. Ich find’s nicht mal schön, ich finde einfach, dass ich das verdient habe. Ein warmer Schmerz füllt langsam meinen Kopf aus, ich vermisse einen Menschen, den es nie gab.
Ich habe den Schmerz, seit ich denken kann, schon immer gespürt, bevor man mich anfasst. Weil ich mir vorgenommen habe, ihn zu überleben, bin ich unsterblich gerade. Ich habe mich heute bestraft, indem ich wieder alles aufschiebe. Wenn meine Welt eines Tages über mir zusammenbricht, wünsche ich mir wenigstens, dass die Splitter und Trümmer schön glänzen im Licht der ungnädigen Sonne. Ich ästhetisiere meinen Schaden. Ich hoffe mein Blut schmeckt zumindest.
Es tut mir leid. Ich weiß auch nicht weiter, versuche mein Bestes und es ist nie genug, nie genug. Ich bin ein glücklicher Mensch, ich habe ein unglückliches Leben. Ich habe keine Ziele, mein Ziel ist überleben, ich habe keine Ambitionen und wenn ich sage I don’t dream of labor, dann meine ich das auch und bin noch privilegiert, weil ich etwas arbeiten darf, was mir wichtig ist, trotz allem. Manchmal vergisst man, dass das alles Mensch gemacht ist, aber ich habe mir vorgenommen den Kapitalismus zu überleben und auch das macht mich unsterblich gerade. Ich verweigere meine Leistung dort wo es geht.
Ich habe mich heute bestraft, indem ich zu viel Geld ausgegeben habe. Manchmal spende ich auch einfach, wenn mir kein Unsinn einfällt, den ich mir zulegen kann, einfach, dass es weg ist. Nicht weil ich mir einbilde das bisschen Pflaster rettet irgendwas.
Mein Leben ist eine große Müllhalde, in der irgendwo mein Herz schlägt und ich weiß selbst nicht mehr wo es dort liegen geblieben ist. Ich kann meinen Puls erahnen und weiß, dass ich noch lebe, weil sich jeden Tag mehr Neues ansammelt, als ich die Kraft habe aufzuräumen. Unter einem bewölkten Himmel steh ich auf dem Müllberg, ganz oben, wo mein Herzschlag kaum zu hören ist und weiß, wie ich betrachte, was mich wohl alles ausmacht, dass ich nie gelernt habe so zu lieben, dass es mir nicht weh tut. Mein Körper ist ein verbotener, ein phantastischer, der nur existieren kann, weil ich selbst ein Ort bin, an dem ich sein darf, was anderswo unvorstellbar ist und trotzdem fehlen mir die Mittel, um auch außerhalb einen Zustand herzustellen, der sich auch richtig anfühlt auf Dauer und vielleicht werde ich nie bekommen was ich sein will.
Ich sehne mich nach dem süßen Geruch eines Abends und Nachtspaziergang im Sommer, der noch an einem zu haften scheint, wenn man irgendwo ankommt. Hoffentlich sagst du mir, wer ich bin, weil ich selbst es gerade nicht mehr sehe und keinen blassen Schimmer habe, was tue ich normalerweise um diese Zeit? und mit der Sehnsucht. Ich bin leicht formbar innen, gebe jedem Bedürfnis nach, was sich mir stellt und genauso leer ist auch mein Konto. Nach außen verteidige ich jedoch meine Umrisse, jede unbequeme Position, in die ich meinen Körper bringe, auch wenn vielleicht wenig von dem, was ich je gesagt habe, stimmt, weil ich Worte und Gefühle nur schwer sortieren kann, kann ich erklären, warum ich es gesagt habe. Ich bin jede Verantwortung, die ich nicht haben wollte und alles dem ich mich doch angenommen habe genauso und weil ich gleichzeitig Unzulänglichkeiten und Erfolge bin, werde ich mir nimmer einig, ob es sich gelohnt hat.
Ich habe Angst. Ich habe Angst und einen Albtraum, den ich jede Nacht kriege und wache jeden Tag auf und die Angst ist schon da, ist schon wach, bevor ich es bin, hat überhaupt nicht geschlafen und hat weitergearbeitet an meinem Untergang. Ich schlucke alles runter, fresse die Angst in mich rein und mein Magen ist immer verstimmt und hört nie auf sich zu drehen. Warum auch.
Ich lese einen Text in einem Magazin, den Hoa geschrieben hat. Ich schreibe ihr Dinge in der Hoffnung verstanden zu werden und bin ehrlich fasziniert und ein klein wenig neidisch, weil sie Gefühle in einen Text gebannt hat die man nicht halten kann. Ich freue mich auf die letzte Vorstellung zwei herren von real madrid und weine als sie vorbei ist. Ich gehe zur Premierenfeier deren Vorstellung ich nicht sehen konnte. Ich bin überfordert mit so vielen Menschen und ich ziehe Alkohol und Rauch in mich, um klarzukommen. Ich versuche mit jemandem zu tanzen, weil ich dazu aufgefordert werde aber kann mich nicht verhalten weil mein Körper keine Bezugspunkte zu anderen hat und hoffe Ruby nimmt es mir nicht übel. Ich versuche mit Menschen zu reden die ich vermisst habe.
Ich wirke desinteressiert am Leben anderer, dabei finde ich nur mich selbst schrecklich langweilig. Ich hatte mir vorgenommen nicht zu trinken, früh zu gehen, aber hatte auch schon eingeplant zu scheitern. Ich mache mich nicht zuletzt deswegen zu spät auf den Weg zu einem Konzert von thizzy & friends am nächsten Tag, obwohl ich mir so gewünscht habe pünktlich zu sein. Ich treffe mich noch mit meiner Mama in Singen davor, sie sagt pass auf dich auf, ich sage pass auf dich auf. Ich denke, es ist alles wie immer. Ich freue mich unglaublich auf die Konzerte und Menschen und ich würde Leo gerne schreiben, ob ich bei ihr schlafen kann, aber ich will keine Last sein. Ich fange zu viele Sätze mit ich an. Am Ende schreibe ich ihr doch.
Da ist ein Loch in meiner rechten Manteltasche, es macht das ganze Mantelinnere zu einer großen Tasche. Durch den Riss rutscht alles was ich links verstaue in den ganzen Mantel, umgibt mich noch mehr als eh schon. Ich kann es mir nicht angewöhnen, verstaue immer wieder Dinge im ganzen Mantel. Zum Waschen hole ich sie heraus. Ein Feuerzeug, drei Euro und 70 Cent insgesamt, ein schwarzer Kayal, schwarzer Eyeliner, schwarzer Nagellack, ein Bleistift, loser Tabak. Ich breite mein Mantelinneres aus, dass ich oft fast vergessen hätte, wäre da nicht das Klirren der Münzen. Es landen wieder und wieder Dinge im Inneren. Ich lasse sie oft einfach da bis ich sie brauche, mein Feuer muss ich besonders oft aus meinem Inneren holen. Nur zum Waschen hole ich alles raus und das Loch nehme ich mir vor zu nähen, aber tue es natürlich nicht und so landen immer wieder Dinge im Inneren.
Ich habe Angst vor dem Tod, der mich doch eigentlich nicht ereilen kann.
Von meinen Omas habe ich über das Sterben gelernt, ich habe gelernt, dass man wohl leise sterben kann und verblassen und noch geschlagen wird noch im gehen der Respekt verschwindet vorm Leben, das ja noch da ist, und wenn es dann weg ist nichts weiter passiert als das jemand verschwunden ist. oder man kann wohl laut gehen und sich klammern, festbeißen, noch das letzte bisschen Absolution aus den Leuten pressen, es zumindest versuchen und wer davon nichts übrig hat, für den ist dann halt nichts übrig. Dazwischen habe ich noch niemanden sterben sehen dürfen. Dürfen? Ich habe den Moment des Todes noch am Menschen nicht gesehen und bin auch immer noch davor weg gerannt, ganz einfach weil ich es konnte.
Von meinen Opas hab ich über das tot sein gelernt, habe gelernt dass man wie mein Opa Leute in den Tod bringen kann, scheinbar ohne Gewissen, man Menschen ins KZ stecken kann und dann die Uniform auf dem Dachboden hängen bleibt, wie ausgestellt nur nicht ausgestellt eben, nicht mehr berührt wird. und hab auch gelernt, dass man im KZ sein kann und sterben oder es überleben so wie mein Opa der überlebt hat und auf den man wütend gewesen war, der laut Erzählung zu laut in der Kneipe die Nazis gehasst, der seine Klappe nicht halten konnte, der auch nichts produktives aus seiner guten Dissidenz gemacht hat, aber nicht deswegen war man wütend auf ihn. Die übrig gebliebenen haben die Blutlinie „sauber“ gemacht verschweigen den nicht deutschen Teil, dass man nichtmal weiß was er den genau gewesen war aber die Lücke die kann man sehen, hören, wenn nicht darüber gesprochen wird und nur meine Mutter erzählt mir ihre Theorien wer die Leute gewesen sein könnten, die da vielleicht erst getötet und dann auf jeden Fall gelöscht worden sind.
und so spreche ich mit niemandem mehr, den es wirklich gibt, außer den mir nächsten und fühl mich doch als Unrechtskind, zu Unrecht geboren, zumindest sicher in der Einschätzung irgendetwas nicht zu sein, wenn schon sonst nichts. Ich bin politischer Gegner, bin queerer Abschaum und psychisch erkrankt wohl oben drauf, man sieht es mir ja schon an, man hat ja schon Fotos von mir gemacht, man fände mich schnell wenn man es darauf anlegt, man weiß ja wo unsereins sich herumtreibt und mit wem.
Was also machen mit dem Wissen, außer sich zu beschäftigen und zu lernen, dass man abstammt von jemand, der den Tod ausgeteilt hat, nicht wie er dann ausgeteilt wurde, sondern direkt getötet und erschossen hat, um dann sich zurückzulehnen, während die vermeintliche Naturmacht Bürokratie, ganz ohne zu werten, natürlich, die systematische Vernichtung von Menschen übernahm, es war ja niemand gewesen, nur das Geräusch von Rädern die sich drehen und drehen und auch heute noch nicht still stehen. Was danach mit ihm geschehen ist weiß ich nicht. Wahrscheinlich nichts oder nicht genug. Aber ich weiß, aus welchen Scheintoten sich dieses Land erneuert hat und nicht glänzt und nicht neu ist. Wohin mit dem Wissen, dass man auch abstammt von zumindest einem, der dem Tod entgehen konnte? Ich habe ihn auch nicht mehr kennengelernt und bis auf meine Mutter spricht niemand mit mir.
Ich denke nach, was all das für mich bedeutet und wie ich Ohnmacht durch revolutionäres Handeln eintauschen kann, nur leben habe ich nie gelernt und so fällt noch immer schwer, was von ganz allein doch gehen sollte, denke ich. Da hat sich jemand getäuscht, nur ob das wirklich ich war? Ich höre Musik, singe mit, vor mich hin, “Liebe in Deutschland, darfst du mit echter Liebe nie verwechseln.” Ich weiß noch nicht, was das genau für mich bedeutet, aber ich bin mir sicher, dass es wichtig ist.
Von Lebenden hab ich viel gelernt, dass Dinge doch schaffbar sind, trotz des Scheiterns, dass es sich auch unter anderem lohnt hier zu sein, aber auch, dass man sowohl Einstiche, als auch Brandlöcher und Schnitte, zwar stets unter langen Ärmeln verstecken muss, ich sie aber trotzdem sehen kann, dass ich nicht hier bin um irgendwas zu sehen, sondern einfach weil es so ist, dass ich nicht notwendigerweise eine Hilfe bin und dass es sehr wohl schaden kann, auch, dass es Leute gibt die meine Sprache sprechen, dass Leute die vermeintlich die meinen sein sollten oft nichts mit mir gemein haben, gelernt, dass ich wohl leben kann, bis es dann nicht mehr geht, dass ich kein Erbe antreten muss, aber auch was es bedeutet ein Erbe nicht anzutreten, dass es nicht reicht nur die Klappe nicht halten zu können, dass man erinnern in Deutschland, nicht verwechseln darf mit echtem erinnern und schon gar nicht mit überwinden.
Warum ich auch heute noch gerne Schmetterlinge aus Papier falte, keine Flugzeuge, aus Papier, dass ich beschrieben habe, den endlosen Schwall meiner Worte, einfach dem armen netten Insekt aufgebürdet, das kann da ja auch nichts dafür, aber der kann das schon tragen, der Schmetterling, der Schönheit wegen kann der das machen, verglüht wenigstens nicht wie mein Mottenleben, nur weil man sich zu nah an die Schönheit rangetraut hat, dass darf man natürlich nicht wenn man selbst nicht schön ist, das ist Naturgesetz, Jedenfalls den Schmetterling den versteht nur einer, mit dem ich nicht rede und nichts gemein habe und auch nie wieder mit ihm reden werde und nichts gemeinsames je finden werde, also nicht mehr. Warum also überhaupt erzählen von Schmerzen, von Verlust, der doch unwiederbringlich weg ist? Wenn ich ihn doch nicht vollends erklären kann, warum überhaupt sprechen? Na weil ich das, was weg ist, ja immer noch herumtragen muss, vielleicht, oder weil ich Angst habe, dass tatsächlich noch nie wirklich etwas, was ich hätte verlieren können, da war oder eben doch nur aus weiterer Verlustangst, uninteressiert an dem was gewesen war. Ich weiß es nicht. Ich habe zwar von ihnen gelernt, aber die Toten, die ich gerne fragen würde, können mir nicht antworten, die, die schon geantwortet haben, interessieren mich nicht. Die nie gewesenen sind so sehr meine Freunde wie ich es mir selbst bin, das heißt sie sind freundliche Antagonist*innen meines Lebens, auch wenn nur ich sie sehen und hören kann, es sind eben nicht die Toten, die da stehen und sprechen, ich meine wirklich nie Gewesene, die mir ihre Nichtgeschichte erzählen, die alles zu sagen haben, was nicht hat sein sollen. Sie sind kein Teil von mir, ich schreibe die Geschichte ihres Nichtlebens, neben und zwischen die Nichtgeschichte meines Lebens, auf die Flügel der Falter, die ich gefaltet und sortiert, der Schönheit näher bringe, dann müssen sie auch nicht länger all das tragen, für mich und für einen Moment wird aus Bürde wieder Nichtwissen wenn ich tue was ich ohnehin nicht lassen kann. Und ich bin keinen Schritt weiter als zuvor und das Schreiben, das ja eigentlich produktiv sein soll, der Schmerz, lässt sich vielleicht gar nicht verkaufen, aber sonst habe ich nichts, der lässt sich echt nicht verkaufen? auch wenn ich so wenig von mir halte, dass es mir wirklich egal ist, wer in mir rumwühlt? was, wenn mein Scheitern nicht schön genug ist.
Ich stelle mir oft vor, an dein Grab zu gehen und tue es nie. Ich bewache die Gräber mancher Toten, dabei weiß ich ja noch nicht einmal wo sie überhaupt liegen und tue es am Ende des Tages, im Glanze des Scheiterns doch nur wieder für mich selbst.
und alles geht weiter, Unglück, Getue, Ungetue Glück.
Ich stelle mir nicht vor wie niemand mein Grab besucht weil ich mir nicht vorstelle zu Sterben obwohl ich mir alles möglich schlimme vorstelle bin ich dann immer noch am Leben meine Suizidgedanken enden nicht mit dem Tod mein Tod kommt nicht an mir vorbei nicht heute, morgen, nie vielleicht. Ich weiß auch nicht, wie ich das erklären soll, ich denke, man versteht es oder eben nicht.
Ich habe es mir oft anders gewünscht, hab mir nicht ausgesucht, unsterblich zu sein, ich bin es einfach.
Skirmish 3

ich hatte das Alphabet nicht revolutionieren können.
„[…]Ich hätte das Alphabet revolutionieren können, das heißt effizienter, das heißt abgespackter, das heißt: all diese Worte sind so abgeschmackt, selbst in inflationären Zeiten und ohne auffallend inflationären Gebrauch werden sie des bloßen Handels wegen noch verkauft. Billig. Andauernd. Handlung. Jeden Tag die verschriebene Dosis A(…)xyz.
Hände nicht wie Teller, wie Satellitenschüsseln in diesem Land. Buchstaben in Tüten, Sude aus Pulver, im Senfglas versteht ein Liquida, Laterallaut staatstragender Zungenspalterei, jedes Lispeln zu schlucken, das man über Gegangene, über Sumaq u Caya, über Geschichts- wie Wörterbücher gebeugt, das man über Haupt und Asche und Industrieanlagen und Ingenieure und Wirtschaft gedacht hat.
Ich öffne den Kühlschrank und rieche einen einzelnen Apfelspalt, mehlsüß, überreif, und sehe eine Zitronenhälfte. Die andere Hälfte muss jemand gegen Tränen und Brennen in den Augen genommen haben.“
–Miedya Mahmod, Es schlechter ausdrücken wollen. Oder: Ba,Da
Ich bin nicht.
Alleine starre ich in die Leere, die ich nie wollte, meine Wohnung eine mess so wie ich es bin.
Zerstreu mich selbst im Wind, meine Gedanken, mein Name nur ein Wort, dass ich anderer Tage einmal kannte. Ich kämpfe mich morgens aus dem Bett und lege auch meinen Zweiten an, als ob er mich beschützen kann, als würde es etwas für andere bedeuten. Bin ich uninteressant, weil ich mich nur für mich oder weil ich mich eben nicht für mich interessiere? Ich rede mit Menschen die ich über alles liebe als würde ich es nicht tun und bereue all das was ich nicht gesagt habe so schwer ich komme tagelang kaum aus meiner Wohnung und habe einfach nur eine Erinnerung mehr die mich nicht schlafen lässt mich im Schlaf aufweckt dass ich Tränen aus dem Gesicht wischen, mein Fenster öffnen, eine Zigarette drehen und rauchen muss, nur um danach im Bett zu liegen und mich schon nicht mehr zu erinnern was es denn gewesen war. Die Geräusche meiner Einsamkeit machen mich glücklicher, als ich mir eingestehen will, weil es ja doch heißt, dass ich noch da bin und wenn ich erstmal geschafft habe, was ich gerade noch überwinden muss, egal wie gut ich es dann mache, bin ich ja immer noch da. Ich kann mich immer noch morgen krankschreiben lassen, ich kann den Mund auch morgen noch öffnen, ich kann auch morgen noch diese mess aufräumen, mit dir reden, an dich denken, ich kann morgen weitermachen, auch wenn es sich nicht so anfühlt. Ich übe mich in unendlicher Geduld, auch mit mir selbst.
Ich hab versucht mir anzutrainieren einen Fall aus dem vierten Stock zu überleben und weiß nur dass ich kleinere Ziele abstecken muss. Ich habe Schnitte auf meiner Lippe, von der Rasierklinge, die ich unter meiner Zunge trage, dass ich sie nicht runterschlucke. Die ich heimlich wenn niemand der mich liebt mich sieht, aus dem halb geöfneten Mundschiebe, von einem Mundwinkel zum anderen wandern lasse und Blut ausspucke, aushuste, um meinen Mund wieder füllen zu können, wenn ich gesehen werde und Lippen fest zusammenpresse, Rasierklinge unter der Zunge verstaut.
Ich schreibe den ganzen Tag gegen die Angst an, beschreibe Zwischenräume, die ich bewohnen kann, nur nicht auf Dauer. Beschreibe meine eigenen Umrisse, schreibe Erklärung um Erklärung, warum ich den Namen trage, den ich trage, den ich mir nicht und den ich mir ausgesucht habe.
Der ewigen Wiederholung, das immer wieder und wieder erzählen und rechtfertigen, bin ich so müde, dass ich lieber hinnehme, nicht ich selbst zu sein, als auch nur einen Satz mehr sagen zu müssen.
Was du gemeint hast, als du gesagt hast du siehst mich, mag gewesen sein, was ich wirklich bin, aber wer bin ich mir die Deutungshoheit über mich selbst zu nehmen, außer ich selber und wer bist du selbiges zu tun, als wäre es nicht von Bedeutung. Ich imitiere mich selbst. Mache mir Sorgen, deswegen jemand anderes zu sein, räche mich an mir und bleibe lange auf, ich will nicht genug schlafen, ich will müde sein dürfen. Lebe im Chaos, will Dustcutter sein oder zumindest werden. Will nicht nur wissen wo die Angst liegt.
Ich bin ein (kunst)Raum,
in dem Dinge nur vorübergehend abgelegt wurden
und dann vergessen oder erst abgeholt wenn längst der Staub so dicht liegt,
dass als Spur lange zurück bleibt, was da gelegen haben könnte
was war da nochmal
aber nie frag ich mich was da noch begraben liegt
bis es zu spät ist
oder nie
es ist ein neuer tag im rattenloch und solange es kora winter gibt und meine prinzipien die ich auch brechen kann halt ich das noch irgendwie aus. „ich fress dreck und dreck frisst mich“ ich fress dreck und stülpe mein äußeres über mich als würde es mich schützen und dreck frisst mich und ich stülpe mein äußeres über mich als könnte es dir gefallen aber es zieht mich nur nach unten ich nehm noch einmal ganz tief luft und drücke sie aus meinem inneren als worte die ich nicht sagen wollte und was ich nicht fresse wird mich bald ersticken macht den atem, schultern schwerer. worte ziehen blut. ich spuck sie aus auf dass sie wunden heilen, doch nichts hilft gegen narben in meinem Hals die für immer bleiben, anders als ich. meine wunden überleben mich ich hab sie in die welt geschnitten und hab vielleicht nichts außer meiner trauer die so kein anderer trägt meine melancholie halt ich fest in den händen und wenn sie dann eines tages brennen und nur asche übrig bleibt von mir wird sie euch nicht bedrängen aber überdauern auch wenn ich verweh im wind der nicht in meinem rücken lag wenn ich der dreck geworden bin soll mich keiner fressen müssen sondern nur um mein kleines bisschen tränenschönheit wissen um taschen die ich fülle und leere nur um irgendwas hier mitzunehmen egal wohin ich gehe. mein Schiff ist klein und der Wellengang hoch, im Angesicht des Leids einer ganzen Welt, fehlt es mir an nichts und doch ist sie nicht gestillt. die Sehnsucht in der Brust nach der wahren liebe und dem Abenteuer. Freiheit gibt es nur wenn ich mir nehme was mir zusteht und all das von dem ich nur denke, dass es mir nicht zusteht genauso. Ich bin genug und Angst ist mir nur ein alter Feind, den ich tausendmal besiegt, es tut mir leid, dass ich auch so oft verliere. Ich fress was ich mir leisten kann und was ich mir leisten kann frisst mich und ich fress was ich nicht leisten kann, kein beten um vergebung ich bin meine eltern ob ich will oder nicht ich hab das doch alles nie gelernt, dreck holt mich zurück und dreck frisst mich die natur holt sich was ihr so nie gehört hat zurück irgendwann und arbeitet schon hart daran dass es bald ist ich fress dreck und dreck frisst mich. wasche meine Haut und keine seele rein, das blut das noch nicht an fingern klebt schrubb ich verzweifelt bis sie brechen und starre ungläubig auf mein eigenes, dass ich selbst nach oben vor den spiegel hole, in dem ich mich unter all dem ohnehin nicht erkennen kann, nur damit irgendwer wieder besorgt schauen kann, weil ich mich nicht länger verstecken will und kann ist es mir egal wie sie mich ansehen was sie denken was sie sagen kann mir nichts anhaben denn sie können uns dafür hassen aber nie verstehen, wie wir trotz alldem einfach auf wellen gehen. ich rede mir ein du siehst in mir auch so einen menschen wie eine große wunde dem will man nichts antun aber halt auch nicht um sich haben. aber ich bin nur ich. meine seele vergessen in einem zugabteil fährt seitdem allein umher und ich fleh sie an, kann ich sie wiederhaben. die erde die unter mir sich wegdreht mich zum straucheln bringt, fleh ich auch an wie den wind der mich nur ab- und nicht auffängt ich fress dreck und dreck frisst mich kein jahr was je verging will ich zurück Ich schlafe nicht kein Schlaf frisst mir die Ränder vom Blickfeld Dreck in den Augen den ich vergeblich versuche auszuwaschen rauszureiben und ihn dabei nur tiefer ihn die Netzhaut brenne weil Dreck mich frisst und ich Dreck fresse.
Wenn ich die Augen schließe, hofe ich du wartest auf mich und jeden Morgen wenn ich die Augen öfne bete ich an niemanden bestimmten, dass du noch da bist.
Ich streife meine Sorgen ab an der Tür und lege sie zu deinen und ich sehe nicht zu wie sie sich au ürmen weil wenn sie uns eines Tages doch begraben, soll es wenigstens schnell gehen, wenn der Fall kommt. Der Frühling der kommt fühlt sich gerade noch wie Herbst an und der Mittwoch der ist müsste eigentlich doch schon Freitag sein.
Ich lasse Papierlieger, nein-falter, aus meinen Händen in den Wind, statt Flammen, gleiten und bemerke ich bin aus der Zeit gefallen, schaue tausend Wegen nach, die sie nehmen könnten und jedes Ende.
Die Sache ist,
ich mache auf Künstler*in auch wenn es keiner sieht,
denke jeden Tag ans Flatterland, auch wenn es das so nicht mehr gibt
und hoffe insgeheim, dass ich mich an das alles hier doch nie gewöhn.
Ich erlebe mein Leben scheinbar chronologisch und erzähle dann genauso scheinbar davon, weil es eben nicht so einfach ist. Ob ich will oder nicht, ich kann Zeitreisen, muss Zeitreisen. Ich kann unmöglich beschreiben, wie es ist, aber ich kann versuchen zu beschreiben, wie es sich anfühlt, kann vergebens Texte so anordnen, dass man zwar puzzlen muss, aber vielleicht verstehen kann.
Zumindest wie es für mich ist, wenn Körper und Gefühl nie sind was sie sein sollen und ich nie sicher sein kann, in welcher Zeit ich lebe. Auch wenn ich mir das tot sein nicht vorstellen kann, habe ich andauernd Angst, bald zu sterben und natürlich weiß ich, dass das nicht stimmt. Eines Tages werde ich sterben und mich bestätigt sehen immer Angst gehabt zu haben, weil der Tod ja doch immer so nah war und weil ich jeden meiner möglichen Tode, jeden den ich für möglich halte, täglich durchlebe, fühle ich mich auch jetzt bestätigt Angst zu haben.
Ich verrotte von innen nach außen mein Magen chronisch entzündet, meine Schilddrüse die als einzige überfunktioniert, mein Hals der vom nicht-trinken-viel-rauchen ständig gereizt ist, meine Gelenke die schmerzen, mein Kopf der mich quält. Nach außen:
kalte Augen,
ein Lächeln,
ein Körper,
der sich das alles erlauben kann, weil er nicht zunehmen kann, weiß ist, als männlich gelesen wird, gerade groß genug gewachsen ist und zumindest noch Haare hat.
Dass es Liebe ist weiß ich weil ich es nicht weiß und wenn ich mich nicht entscheiden kann muss es dann eben zufrieden bleiben sein. Ich zocke große Ketten um paar Euros ab und alles, was es mich kostet, ist nur eine Panikattacke, bis der Ladendetektiv mich dann wirklich hochnimmt. Ich rede und jeder merkt dabei wohl, dass ich selbst nicht weiß was davon eigentlich wichtig ist. schreibe alles runter einen großen Knoten Wirrwarr den ich schlucke mir einverleibe
und dann strg + a, entfernen
einfach von hier verschwinden lasse,
nicht von da drin,
auch wenn die Worte so nie wieder aus mir runter und raus fallen werden nie von da drin da bleibt alles und kann nicht erklären,
was in mir auseinander fällt, wo mein Kopfraum gerade ist, mein Herz aufgeht in der Stille die ich nicht berühren kann, bin ausgeliefert,
sage das, weil es sich so anfühlt, nicht weil es so ist, ich weiß es ja schließlich besser.
Angst, dass das nächste Mal durchatmen nicht leichter wird, bevor ich nicht den Staub auf den Dingen, die hier so lange abgestellt sind, entferne. Das alles lässt sich ja dann noch neu einrichten, wenn ich mich trotzdem nicht geändert habe,
Ich stehe auf den Schultern von nicht genug gesehenen, nicht genug gehörten. Ich versuche die Erfahrung zu nutzen, um aktiv zu sein. Organisiert zu sein. Ich habe mir schon oft gewünscht, meine Gegner politische wie persönliche Kraft meiner Worte ersticken zu können. Als Kind habe ich die Luft angehalten, bis ich ohnmächtig wurde, wenn ich mich ungerecht behandelt sah, aber mein eigenes laufendes Verderben ist kein Druckmittel gegen eine Welt, die meinen Tod wahrscheinlich noch begrüßt. Im Gegenteil. Ich hatte wirklich versucht das Alphabet zu revolutionieren und schmerzlich gemerkt, dass den abgegriffenen Worten der Erklärung, die ich suche zu formulieren, in der Sprache, die ich denke, dass andere sie sprechen, keine Macht innewohnt, wenn ich sie spreche. Es bleibt der Kampf gegen die Ohnmacht übrig und noch nur meiner Sprache mächtig, nichts als Hoffnung. und die Langeweile dieser Lebzeit vielleicht nie zu erreichen, was ich schon wusste, was ich tun will, noch lange bevor ich wissen konnte, was es einmal (nicht) bedeuten wird.
All das Geschehene, das in Ecken und Unorte geschriebene, ungewollt erlebte, das, was als Risse auf meinem Schädel, als Wunden in mir drin liegt, das lebt um mich, liegt schwer auf Schultern, macht mir das Atmen schwer. Man soll nicht aufhören wenn’s am schönsten ist, man soll auch nicht aufhören wenn’s am schlimmsten ist, ich will mich sterben sehen können irgendwann, wenn all das, was mich nicht umgebracht hat, mich zur absoluten Erschöpfung schwach gemacht hat und ich trotzdem glücklich bin.
Ist das schon dieses bessere Leben?
was kommt da noch auf mich zu wenn die Welt nicht untergeht meine Schritte weiterhin nur Spuren hinterlassen die entweder nicht gesehen oder nicht verstanden werden
Ich verschleiße, färbe ab und aus. Alles was ich tun kann ist alles hingeben was ich sein kann, nur um später dann zu sehen, was bleibt, was funktioniert, was auf eine Art Zukunft hat. Ich wünsche mich an andere Orte wo ich anders könnte vielleicht oder einfach gleich eine andere Form die bestimmt auch anders könnte,
stehe in Gedanken immer wieder
unter dem himmel in einem anderen land auf einem fremden berg am lagerfeuerknistern einer andern zeit die doch noch nicht vergangen sein kann jetzt wo ich stark genug bin
[devins campfire song, performed by leo]
I’ve been telling myself these past few days
that I’m okay that you’re okay
I’ve lost my body these past few days
Home is a place where my heart is
es ist warm und schön auch, hier wie da, in Gedanken
Ich will an dich denken, wenn der Himmel deine Lieblingsfarbe hat und dann dir ein Bild senden und dazu schreiben, man kann das leider nicht wirklich einfangen, vor allem nicht mit meiner Handykamera, aber der Himmel, der hat deine Lieblingsfarbe. Ich will immer ein Feuer für dich haben und vielleicht will ich gesehen werden, aber vielleicht auch nicht. Ich will gut in dem sein, was ich hier mache. Ich will gesehen werden, aber ich denke mir immer wieder, auch wenn ich auf der Bühne stehe, ich will nicht wahrgenommen werden. „Ich will so gut sein, dass es keiner bemerkt. Ich will nicht wahrgenommen werden. Ich will auf einer Bühne stehen und niemand darf mich ansehen.“
Auch wenn es gerade nicht so wirkt kann ich mich dem Lauf der Dinge nicht entziehen und das ist auch okay so ich verschleiße färbe ab und aus bis ich endlich leer bin darf ich wieder mir gehören bleib ich viele Stücke Kleine die bei anderen hinterbleiben mich im Bestfall überleben bleib ich texte worte die nur so weit reichen wie der Lagerfeuer Schimmer die ich hier und da entfacht und nie versteckt habe weil ich dann doch einfach zu finden sein soll wenn die richtige Person sucht
Ich liege auf dem Boden in meiner Wohnung, die natürlich nicht wirklich meine Wohnung ist und telefoniere abwechselnd mit meiner Mama und meiner Schwester, die sich natürlich streiten und ich erzähle, wie viel ich zu tun habe, was nicht nur gelogen ist. Ich versuche Fünf zu helfen, ich rede einfach drauf los, ich weiß doch auch nicht. Es überkommt mich wieder die Hilflosigkeit, mein Brustkorb wird enger, mein Mund trocken, ich telefoniere mit meiner Mama und wir sagen Minuten lang nichts ich höre, wie sie sich eine Zigarette anzündet, raucht und sie hört, wie ich das gleiche tue, ich sage irgendwann, ich weiß es nicht, was wir tun sollen und ich höre sie rauchen und weinen. Ich finde schön, dass wir rauchen und weinen können gemeinsam und wissen was dabei gemeint ist und ich hasse, dass wir es tun müssen. Ich sage alles wird gut, Mama und weiter, dass ich das auch wirklich glaube.
Ich erzähle ihr von dir, was bedeutet, ich erzähle von der hoffnungslosen Verliebtheit, der Arbeit und dem Leben dazwischen, einfach um von etwas anderem zu reden und es ist schön zu wissen, dass wir auch rauchen und lachen und telefonieren können. S Ich lege irgendwann auf, als klar ist, dass alles erzählt wurde, was es zu sagen gibt und auch alles gesagt wurde, was man sich immer wieder erzählt, weil man es sonst nicht aushält, so ganz allein damit.
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